Das Rebjahr 2021

Schon fast wie gewohnt war der Februar sehr warm. Anfangs Monat verfrachteten kräftige Südwestwinde grosse Mengen an Saharastaub in unsere Region. Im letzten Monatsdrittel gab es mit viel Sonnenschein rekordhohe Tageshöchsttemperaturen. Erst Ende Monat kam wieder kühlere Luft zu uns und bremste den einsetzenden frühlingshaften Verlauf der Natur etwas ein. Die ungewohnt hohen Temperaturen der letzten Märztage liessen die Vegetation üppig spriessen. An den Reben konnte ein starkes «Weinen» beobachtet werden. Das war ein untrügliches Zeichen, dass der Austrieb unmittelbar bevorstand.

Der schon fast extreme Kaltlufteinbruch mit dem Schneefall nach Ostern führte dann zu einem Wachstumsstillstand.  In den nachfolgenden Tagen hatten wir weitere Schneefälle bis in tiefe Lagen und Spätfröste. Dank den kühlen Temperaturen wurde der Austrieb vorläufig noch gebremst. Das Wetter blieb weiterhin unbeständig. Laut dem Bundesamt für Meteorologie war der April 2021 im landesweiten Mittel der kälteste der letzten 20 Jahre, im Oberengadin sogar der kälteste seit über 30 Jahren.  Trotz der sehr kalten Nächte in den ersten Tagen im April, hielten sich die Frostschäden bei den Reben, im Gegensatz zum Obstbau, in Grenzen. Die Nächte vom 6. auf den 7. April mit Schneefall waren dafür verantwortlich, dass es trotzdem zu leichten Frostschäden kam.

Im Mai hatten wir zum Glück keine Frostnächte mehr zu beklagen. Der Austrieb erfolgte viel später als in den vergangenen Jahren. Das Wetter hatte sich geändert und sorgte nun für die ausgleichende "Gerechtigkeit". Das Wachstum, welches während den kühlen Tagen im Monat April verloren ging, wurde durch die anhaltende intensive Wüchsigkeit wieder wettgemacht

Im Juni war das Wetter sehr gewitterhaft, trotzdem sind die Reben explosionsartig gewachsen. Die hochsommerlichen Temperaturen gegen Mitte Juni haben die Entwicklung der Blüten stark gefördert. Der Blütezeitpunkt war rund eine Woche bis zehn Tage später als im Durchschnitt der letzten Jahre. Das sowohl der maréchal foch als auch der cabernet jura frühreife Sorten sind, konnte bei einem normalen Verlauf mit einer Ernte gegen Ende September gerechnet werden. Die etzten Tage im Juni  sind dann aber buchstäblich ins Wasser gefallen.

Meteo Schweiz stellte fest, dass der Monat Juli der fünft regenreichste Monat seit Messbeginn im Jahre 1864 war, also seit rund 150 Jahren. Die Niederschläge waren doppelt so hoch wie im letzten Jahr. Die Temperaturen lagen erstaunlicherweise im langjährigen Durchschnitt von 18.5°C. Neben den starken Regenfällen kamen noch schwere Hagelzüge dazu. Für viele Winzer und Winzerinnen wurde die ganze Arbeit innert Minuten vernichtet. Zum Glück blieb mein Weinberg verschont, aber durch die Hagelnetze wäre ein gewisser Schutz vorhanden gewesen. Das grössere Problem war der falsche Mehltau. Der Druck auf die eigentlich resistenten Sorten war sehr hoch. Dies auch aufgrund des Umstandes, dass nicht alle Winzer in der näheren Umgebung ihren Pflichten in Sachen Pflanzenschutz nachgekommen sind.  

Am 6. August gab es einen Hagelzug über Vaduz und Schaan der zu erheblichen, teilweise bis zu hundertprozentigem Ausfall führte. Auf Anraten meines Pflanzenschutzberaters führte ich im August eine zusätzliche Spritzung der Traubenzone durch, um die wenigen Infektionsherde mit dem falschen Mehltau zu bekämpfen.

Der Monat August war geprägt von andauerndem Regen. In den ersten Tagen regnete es schon die Mengen, welche sonst im ganzen Monat bekommen haben. Der "Rückstand" in der Entwicklung der Trauben war klar ersichtlich. In anderen Jahren konnte gegen Ende Juli schon der erste Farbumschlag beobachtet werden. Dieses Jahr war der Farbumschlag ca. 10 Tage später.

Das Auslauben war dieses Jahr sehr wichtig, damit die Trauben sofort abtrocknen konnten und damit die Pflanzenschutzmittel noch bis zum Stielgerüst gelangten. Das lang ersehnte sonnige und trockene Wetter erreichte uns dann im September und ließ die Trauben optimal reifen. Der September schenkte uns ca. 20 Sonnentage und war damit der sonnigste September der letzten 60 Jahren mit einen Temperaturmittelwert von 16-17°C. Der Niederschlag erreichte ca. 1/3 eines normalen Monats.

Die Wimmlete fand am 9.10 statt. Im Gegensatz zu den früheren Jahren ist dies für meine Trauben sehr spät, war es doch meistens gegen Ende September der Fall. Ich wollte die sonnigen Tage im September mitnehmen. Die Trauben dankten es mir noch unbedingt. Die Oechsle blieben stehen, und das Traubengut wurde teilweise von Fäulnis befallen. Durch das konsequente raus schneiden vor der Wimmlete hielt sich der Schaden in Grenzen. Für die kommenden Jahre heisst das, die Trauben zu ernten, wenn sie die Oechsle erreicht haben. Ein Hängenlassen bringt bei den beiden PIWI Sorten nichts wie die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat.

In Sachen Pflanzenschutz war es ein sehr anspruchsvolles Jahr. Dies vor allem für die konventionellen Winzer. Die sich bietenden Fenster im verregneten Juli und August mussten konsequent genutzt werden. Viele Kollegen haben dies wohl unterschätzt und mussten dies mit teilweise hohen Ernteausfällen bezahlen. Ich bin das letzte Jahr mit 4 Bio-Spritzungen durchgekommen. Dies ist in Anbetracht des schwierigen Jahres sehr wenig. Die Qualität der Trauben stimmte. Bei der Menge musste aber auch ich dem schwierigen Jahr etwas Tribut zollen.